STILLSTREIK
Es kann sein, daß ein Baby nach einer schon eingespielten Stillzeit plötzlich die Brust verweigert. Es bäumt sich auf, wenn man versucht es anzulegen, es macht sich steif und wendet sich von der Brust ab, schreit und man schafft es nicht, daß es die Brust in den Mund nimmt. Es streikt!
Als Mutter ist man in dieser Situation verzweifelt. Man kann nicht verstehen, warum das Baby plötzlich die Brust verweigert. Die Mutter fühlt sich abgelehnt, sie empfindet dieses Verhalten als persönliche Zurückweisung.
Wichtig ist, den Grund für den Stillstreik des Babys zu finden, was oft sehr mühsam ist. Oft findet man den Grund gar nicht und man braucht viel Geduld und Durchhaltevermögen.
Geben Sie in dieser Situation nicht auf! Versuchen Sie sich in die Lage Ihres Babys hineinzuversetzen und beachten Sie folgende Punkte:
Hat das Baby eine Erkältung? Hat es Halsschmerzen, Ohrenschmerzen oder einen Schnupfen? Dies alles beeinträchtigt das Trinken Hat das Baby eine wunde Stelle im Mund? Hat das Baby kürzlich eine Injektion bekommen und liegt es vielleicht auf der schmerzhaften Einstichstelle? Verwenden Sie eine Salbe oder Creme für die Brustwarzen? Der Geschmack der Brustwarze wird dadurch verändert. Verwenden Sie ein Parfum, eine Körperlotion, ein Deodorant, Haarspray etc., was das Baby möglicherweise irritiert? Haben oder hatten Sie eine Brustentzündung oder einen Milchstau? Die Milch schmeckt nach einer Entzündung salziger, das Baby lehnt die Brust ab. Streichen Sie mit der Hand die Milch auf der betroffenen Seite aus und stillen Sie vermehrt auf der anderen Seite. Nach ca. 1 Woche verliert sich der salzige Geschmack. Vielleicht schmeckt Ihre Milch anders als gewohnt? Ein Nahrungsmittel, welches Sie in großen Mengen bevorzugt gegessen haben? Vielleicht bekommen Sie Ihre Monatsblutung? Vielleicht sind Sie wieder schwanger? Hat das Baby öfters einen Schnuller oder die Flasche bekommen? Es hat vielleicht eine Saugverwirrung. Haben Sie sich für Ihr Baby zu wenig Zeit genommen? Gehen Sie schon arbeiten und haben Sie Ihr Kind dem Babysitter überlassen? Werden Sie oft beim Stillen gestört oder gar unterbrochen? Sind Sie beim Stillen unruhig und nervös? Kuscheln Sie viel mit Ihrem Baby. Haut - Haut - Kontakt ist sehr wichtig. Ziehen Sie sich und Ihr Baby beim Stillen aus. Versuchen Sie sich ganz auf Ihr Baby zu konzentrieren und sich so gut wie möglich nicht ablenken zu lassen. Kein Fernseher, nicht tratschen,.... Bestimmt das Baby selbst, wann es die Brust bekommt, oder hat es einen festgelegten Stillrhythmus? Hat Sie das Baby einmal in die Brust gebissen und Sie hatten heftig reagiert? Möglicherweise ist Ihr Baby dabei sehr erschrocken. Haben Sie vielleicht einen starken Milchspendereflex? Das Baby kann damit Schwierigkeiten haben. Vielleicht haben Sie eine einseitig ausgeprägte Flach- oder Hohlwarze?
Wenn der Stillstreik schon kurz nach der Geburt stattfindet:
Vielleicht liegt ein Geburtstrauma vor wie z.B. ein gebrochenes Schlüsselbein.- Muskelverkrampfungen in Folge der Lage in der Gebärmutter. Nach einigen Tagen lockern sich die Muskeln wieder.
- Hat es in der Vergangenheit außergewöhnliche Belastungen gegeben? Gab es Veränderungen im Haushalt oder im Tagesablauf des Babys? Gab es einen Umzug und Sie hatten wenig Zeit zum Stillen?
Es gibt sicherlich noch mehrere Gründe, die hier jedoch nicht aufgelistet werden können. Manchmal findet man auch gar nicht den Grund des Stillstreiks.
Was kann man als Mutter tun?
- Ruhe bewahren! Nehmen Sie sich Zeit zum Stillen. Konzentrieren Sie sich ganz auf Ihr Baby. Haut - Haut - Kontakt. Ziehen Sie sich und Ihr Baby beim Stillen aus. Auch ein gemeinsames Wasserbad verlockt zum Trinken an der Brust und ist schön entspannend.
- Experimentieren Sie herum, wie das Baby an der weniger bevorzugten Seite trinkt.
- Wechseln Sie die Stillstellungen. Oft gelingt das Stillen im Rückengriff oder im Liegen besser.
- Gehen Sie beim Stillen herum. Die Bewegung beim Gehen beruhigt Babys.
- Fangen Sie mit der bevorzugten Seite zum Stillen an. Wenn der erste Hunger gesättigt ist, lassen Sie Ihr Baby auf die weniger bevorzugte Seite hinübergleiten, ohne die Stillposition zu wechseln.
- Versuchen Sie, den Milchspendereflex durch Massage auszulösen und stillen Sie Ihr Baby zuerst auf der nicht bevorzugten Seite.
- Bieten Sie Ihrem Baby immer beide Brüste an. Falls die nicht bevorzugte Seite verweigert wird, streichen Sie die Milch aus, oder pumpen Sie Sie ab, damit die Brust nicht zu voll wird und die Milchbildung auf recht bleibt.
- Lassen Sie neue Kosmetikprodukte, ein neues Waschmittel, etc., weg. Waschen Sie Ihre Brüste vor dem Stillen mit klarem Wasser ab.
- Holen Sie sich Hilfe bei einer Stillberaterin und in einer Stillgruppe. Warten Sie damit nicht zu lange. Oft kann ein kleiner Tipp schon Wunder wirken.
Literaturhinweis:
- Das Handbuch für die stillende Mutter - La Leche Liga